Kräftiger Bauch und mächtiger Zug

Nee, hier ist nicht der Skipper gemeint. Obwohl . . .

Unsere neue Genua (Segel) von Fareast Sails (Danke an Michael von der Limelight für den Tip) ist ein echter Gewinn. Die Details der Verarbeitung und das Profil überzeugen. Durch Schaumstreifen am Vorliek (Vorderkante des Segels) wickelt es sich faltenfrei auf und hat auch etwas eingerollt noch ein gutes Profil. Und der Preis und Lieferung waren schon Spitze.

Aber viel wichtiger: wir sind wieder unterwegs nach Süden. Den Plan, Washington noch eine Woche zu besichtigen, haben wir auf eine spätere Zeit verschoben. Es ist uns einfach zu kalt.

Am 28.10.22 ging es los. O.K. das Wetter war nicht toll, aber etwas Wind von hinten und einen Motor an, das räumt kräftig. Ziel ist Hampton, südlich von Norfolk.

So kommt man gut voran. Das neue Segel ist eine Freude!
Erstaunliche Träume werden wahr. Unter Motor gegen den Wind nach Norden.

Dann, kurz vor Hampton doch noch genug Energie um direkt eine Station weiter bis Norfolk zu fahren.  Der Ankerplatz vor dem Restaurant „Fish and Slips“ schien uns gut geeignet. Erstens schon mal näher am ICW und den Schleusen, zweitens lecker Essen und Trinken mit tollem Ambiente. Überraschung, der Anker hält nicht, wir rutschen gewaltig. Also Anker wieder hoch und oh jeh ein großer Austernkäfig hängt am Anker. Das ist blöd! Also den Korb mit dem Enterhaken gehalten, Kette mit Anker gelockert und, welch Glück, der Anker löst sich vom Korb. Beim nächsten Versuch hält der Anker und ab ins Restaurant.

🥩War zwar groß und lecker, aber nicht gut gegrillt
Weiter nach Süden, es ist zu kalt hier!
Macht kräftig Wellen
Die ersten Brücken (Bahn und Autobahn) auf dem Weg zum ICW

Die Fahrt durch den Hafen war wieder spektakulär. So viele Flugzeugträger und andere Navyships. Bei der Einfahrt in den Hafen wurde per Funk gewarnt, sich von einem einfahrenden UBoot fern zu halten. Das war dann aber offensichtlich weg und wir konnten locker einfahren.

Diesmal wählten wir eine andere Route über den ICW als auf der Hinfahrt. War aber etwas blöd, da auf der Strecke mehrere Schleusen und Brücken mit festen Öffnungszeiten waren. Das kostete uns gut zwei Stunden Wartezeit. Abends haben wir uns dann in der Dunkelheit einen Ankerplatz neben der Fahrrinne gesucht. Mitten in der Nacht ist dann ein Schlepper in Schleichfahrt an uns vorbei. Aber wir waren ja gut sichtbar außerhalb der Fahrrinne.

Der nächste Tag brachte uns eine neue Erfahrung: Fahren bei dichtem Nebel..

Dichte Suppe…
… in der sind auch andere unterwegs sind. Und das recht flott!

Beruhigend war für uns, dass unsere Seekarten aktuell, die Position des Schiffes genau und das Radar perfekt alle Details von kleinen Booten oder Bojen auf dem Plotter darstellt. O.K. Ist kein Träumchen so durch die Gegend zu fahren und auch etwas anstrengend, aber gut und sicher machbar.

Am späteren Nachmittag hörte der Spuk schlagartig auf und bei herrlichem Sonnenschein ging es zum nächsten Ankerplatz.

Mit unserer neuen Geheimwaffe wird per Hochdruckwasserstrahl der Matsch von der Kette gespült😀👍

Der letzte Abschnitt bis Beaufort ging über große Seen. Wir konnten tatsächlich entspannt segeln. Klasse: Ruhe und Sprit gespart.

Neue Dichtungen für die Wasserpumpe

Unterwegs ging eine Bilgenpumpe an. Blöd, es kommt ja dann Wasser ins Boot. Salzwasser: noch blöder!!! Woher? Aus dem Motorraum (große Pfütze). Warum? Die Wasserpumpe leckte Wasser und Öl. Das Reparaturset in England bestellt. Es war nach 5 Tagen in Beaufort. Das Abdichten ging dann erfreulicherweise ohne große Probleme. Aber es kommt noch immer Wasser in den Motorraum, komischerweise nur beim Fahren. Da es nicht sehr viel ist, kann man das erstmal beobachten und Ideen zur Lösung entwickeln.

Es ist immer eine Freude, Defekte in entspannter Lage zu beheben.

Nachts ging noch immer unsere Süßwasserpumpe an. Also muß da irgendwo in den Leitungen ein Leck sein. Bei der Suche stellte sich ein Überdruckventil als undicht und Wasserverschwender heraus. In „entspannter“ Position das Ventil ausgebaut. Braucht man nicht wirklich hier im Süden.

Historische Bootswerft vom Maritime Museum in Beaufort
Stimmt doch, oder😂 – Geschenk von meinem Patensohn Jonas
Gassengarten in Beaufort👍
Am Steg der TownCreek Marina. So toll dort und nette, hilfsbereite Leute
Da gibt es wirklich gute Ware zum kleinen Preis
Der riesige Gepäckraum ist dann voll.

So, jetzt aber jetzt auf nach Charleston. ⛵ Da uns UPS versetzt hat mit der Lieferung eines Ersatzteils kommen wir erst um 12:00 Uhr mittags los. Mit gutem Wind geht es tagsüber mit Spinnaker und nachts mit Genua gen Süden. Schöner Wind zwischen 10 und 20 kn von hinten. Das Donnergrollen von weiter draussen ignorieren wir. Es soll uns nicht stören und so war es auch. Durch den späten Aufbruch kommen wir am nächsten Tag zur Unzeit in Charleston an. 21:00 Uhr waren wir vor der großen Hafeneinfahrt. Blöd nur, dass gerade die Ebbe, also fließendes Wasser gegen uns und kräftiger Wind von seitlich hinten, aber gegen den Strom anstand. Das bedeutet sehr turbulentes und welliges Wasser. Damit wir nicht zu entspannt sind, kühlt uns ein Regenguss das Gemüt. Alles bei tiefster Nachtsicht. Aus dem Hafen kommt noch ein Container-Superfrachter. Den lassen wir erstmal vorbei. Auf die Einfahrt warten noch ein paar Cargoschiffe, die brauchen aber bei ihrem Tempo noch eine Stunde bis zur Einfahrt. Und der Schlepper liegt schon länger neben der Zufahrt, da soll er denn bitte auch bleiben.

Also los, beide Motoren auf volle Pulle und mutig mit Peilung der roten Blinklichter rein ins Abenteuer.

Da müssen wir durch⛵🏄‍♂️

Was ist denn das? Der Schlepper fährt auf einmal auch los und hat eine große Schute im Schlepp. Das wird aber eng bei dem Herumschleudern in der Strömung und Wellen. Da drossel ich lieber die Motoren und reihe mich dann hinter dem Schleppverband ein. Dann wieder volle Pulle und wie auf der Achterbahn trudeln wir durch den Kanal. Durch das Wasser zeigt die Anzeige 9-10 kn Speed. Über Grund sind es nur 5 kn. Das ist deutlich blöder als angekündigt!

Wir kommen gut durch. Huch, da kommt ja auf einmal ein großes Cargoschiff mit dreifachem Tempo von hinten. Nun, dann biegen wir mal etwas ab und hoffen, dass der die Standardroute nimmt. Geschafft, die hohe Wand zieht beleuchtet rechts an uns vorbei. Jetzt nur noch einen Platz zum Ankern finden. Uns wird in den Karten ein Plätzchen empfohlen, das leichtes und ruhiges Ankern verspricht. Machen wir und am nächsten Morgen wollen wir uns dann ein feines Plätzchen für die nächsten Tage suchen.⚓

Gut geschlafen aber noch etwas geschlaucht morgens auf den Plotter geschaut. Gut, da fahren schon etliche Boote wieder weiter. Also Zeit den Ankerplatz zu verlassen und den finalen Platz aufzusuchen.

Alte Trosse geangelt

Och nee, was ist denn das? Da hängt beim Anker hochziehen ein dickes Stahltau am Anker. So kommen wir hier nicht weg. Was tun? Nach etwas Überlegen binde ich ein Tau mit einer Schlinge an das Stahltau, fahre mit dem Dingy nach vorne, Cherie lässt die Kette ab und ich hänge diese dann aus dem Stahltau aus. Damit das nicht eine Entspannungsübung wird, haben wir natürlich kräftig Strömung. Puh, es klappt und wir können zu unserem Ziel-Ankerplatz fahren.

In der Nähe ankert auch die SY Vairea. Mit Martina und Daniel gehen wir bei Hymans Seafood lecker essen. 

Lecker war’s und alle sind mächtig satt.
Charleston French Quarter

Dieses Jahr ist verrückt! Es kommt so spät in der Saison noch einmal ein Sturm aus der Karibik. ‚Nicole‘ heisst die wilde Schwester und bringt mächtig Sorgen mit. Wir sind in der berechneten Zugbahn!!!

Muss das sein?
Da sind wir mittendrin. Blöd!

Nun, für unseren Standort sind noch Winde um 35 kn angesagt. Schauen wir mal. Das ändert sich andauernd. Heute Morgen hat der Wind gedreht und auf 15-20 kn zugenommen. Alles sieht aber gut aus. Da geh ich duschen. Kaum raus aus der Dusche geht der Ankeralarm an. Wir driften. Hä, wieso das? Motoren an, Kette rein und Anker hoch. Oh jeh. Durch das Drehen bedingt durch wechselnde Strömungen und Winde hat sich die Ankerkette unter dem Anker gedreht. Da kann er nicht mehr halten.

Kette um Anker, wie doof!!!

Gut, wieder mit Leine diesmal den Anker fixiert und dann die Kette entwirrt. Cherie hat derweil meisterlich das Boot auf Position gehalten. Bei dem Wind und der Strömung auch nicht einfach.

So jetzt ist der Anker wieder sauber eingegraben, der Ankeralarm scharf geschaltet und ich kann endlich den Blog aktualisieren. Hoffen wir mal das Nicole im Nachinein die ‚Zahme‘ genannt werden kann. In Florida ist man schon recht angespannt. Es handelt sich bereits um den zweiten kräftigen Sturm in dieser Saison!

Drückt uns die Daumen!👍⚓⛵

Ach ja, beinahe hätte ich’s vergessen. Sonntag war hier Zeitumstellung. Da klingelt das Handy um 8:00 Uhr! Was soll das denn? Auf dem AB sagt eine offizielle Stimme, er sei vom Custom und der Skipper soll die folgende Nummer xyz anrufen. Um es kurz zu machen: hier in Charleston erwartet man, dass ausländische Segler sich bei JEDEM Ortswechsel telefonisch beim Zoll melden. Die Zöllner in den anderen besuchten US-Staaten empfanden das als Belästigung. Nun gut, ich wurde persönlich zum Appell gerufen und (kostenfrei) letztmalig belehrt, dass alle anderen Zöllner das falsch machen und ein weiterer Verstoß mit 1000$ Strafe belegt wird. Der nette Officer versuchte noch die Handy-App zum laufen zu bringe. Aber mit IT haben die hier erstaunlich wenig am Hut . . Der Chef (?) wollte alle Kollegen ermahnen. Da macht er sich wohl Freunde! 😀 Ich liebe Bürokraten und ihr konsistentes Auftreten. . .

So genug für heute..🍻

4 Kommentare zu „Kräftiger Bauch und mächtiger Zug

  1. Hallo zusammen
    Wunderbarer (und langer) Bericht. Uli hat sich viel Mühe gemacht.
    Wir drücken die Daumen, das euch Nicole verschont.
    Gut dass Uli so viel zu reparieren hat, da kommt er für die Pfingstfahrten nicht aus dem Training 😉

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  2. Hallo ihr beiden.
    Toller Bericht. Wir drücken die Daumen, dass euch Nicole verschont.
    Schön, dass Uli immer etwas zu reparieren hat. Da bleibt er im Training für weitere Pfingstfahrten 😉

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  3. Hallo ihr beiden.
    Toller Bericht. Wir drücken die Daumen, dass euch Nicole verschont.
    Schön, dass Uli immer etwas zu reparieren hat. Da bleibt er im Training für weitere Pfingstfahrten 😉

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Kommentare sind geschlossen.

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