Von Rock Sound, Eleuthera sind wir in zwei Tagen nach Nassau gedüst. Der zweite Tag mit teilweise ungemütlichem Wetter und Gewitter. Aber egal, die Baradal macht das schon und wir halten uns gut fest!
Hier in Nassau wollen wir zum Honorarkonsul und Heidi für die Reise durch die Exumas abholen. Dazu haben wir drei Nächte in der Nassau Harbour Club Marina gebucht.

Nassau ist eine Metropole für Massentourismus, Kreuzfahrtschiffe und die Versorgung der über 300 bewohnten Inseln der Bahamas. Auch ist das der Ort in den Bahamas, in dem es fast alles zu kaufen gibt. Aber die Preise sind teilweise atemberaubend 😱. Dazu verstecken sich hier etlich arme Ost-Vertriebene mit ihren 50-100m Yachten. Gerne ohne Funkkennung (AIS), man möchte ja unerkannt bleiben. Also immer kräftig Ausschau halten und Radar an.
Wegen eines gerissenen Bowdenzuges für die Motorsteuerung, sind wir einen Tag früher in die Marina. Vor Anker will man das bei dem Schwell im Hafen nicht gerne reparieren!
Das Einfädeln in die enge Marina ging erstaunlich gut, auch wenn der rechte Motor nur im Leerlauf brummelte. Langsam kommt Erfahrung zu Hilfe🤞. Das Festmachen ging flott, der große Gezeitenunterschied musste bedacht werden. Die Marina hat kräftig mitgeholfen. 👍
Aber zuerst müssen wir zum Honorarkonsul der BRD in Nassau. Hat das einer von euch schon einmal gemacht, den Honorarkonsul in einem fremden Land aufsuchen?
Honorarkonsul ist eine klasse Erfindung. Ist ein Land zu klein um ein großes Konsulat zu betreiben, oder zu klein um ein solches zu beherbergen, oder zu groß um nur von einem Konsulat bedient zu werden, dann gibt es ein Honorarkonsulat. Dies wird meist nebenberuflich betrieben. Die Damen und Herren kennen sich mit den Örtlichkeiten aus und sind gerne in konsularischen Angelegenheiten behilflich.
Wir haben also mit Google nach dem Honorakonsul von Deutschland in Nassau gesucht und sind fündig geworden.

Diese Auskunft ist aber leider Quatsch. Der Honorarkonsul ist der Herr Illing.

Nachdem das geklärt und wir einen Termin per Mail und Telefon vereinbart hatten, musste nur noch heraus gefunden werden, wo das Konsulat denn in Nassau genau ist und wie man dort hin kommt. Google Maps kennt eine Church Lane, aber nicht Nr. 209 ???
Nach Rücksprache erhalten wir den Hinweis: ‚Sandyport‘ ist der Ort des HK. Gut Sandyport auf Google Maps sieht so aus:

Also noch schnell ein Taxi organisiert und los. (Mit dem Boot näher ran und zu Fuß ging nicht, weil ein Steuerkabel vom rechten Motor gerissen war und mit nur einem Motor die Hafendurchfahrt und Ankern in der Nähe von Sandyport zu gefährlich gewesen wäre. (Brandungswellen))
Troy, mein von der netten Dame in der Marina organisierter Taxifahrer, war pünktlich vor Ort. Nach gut 30 min Autofahrt (Rushhour wegen Schulschluß) waren wir am angegebenem Ort. Aber da ist nur ein zweistöckiges Shoppingcenter. Troy und ich suchten treppauf und um das Gebäude herum. Ergebnislos laufen wir wieder zusammen. Was nun? Das Konsulat muß es doch geben. Hr. Illing hat ja geschrieben, dass er mich erwartet! Troy meinte, wir fragen die Security am Tor, die sollten es doch wissen. Die nette Dame wusste es nicht, verwies aber auf ein anderes Bürogebäude, dort sollten wir mal schauen. Im Erdgeschoss gab es nur eine geschlossene Fitness-Bude, aber in der ersten Etage sah ich das gesuchte Schild:

Danach war alles ganz einfach und der hilfsbereite und sympathische Honorarkonsul Hr. Illing hat mir meine Dokumente beglaubigt. Wieder was gelernt. Nach der Unterschrift und einem kurzen Schwatz wieder zurück zum Boot, Troy hatte das Taxi schon umgeparkt.
Schnell noch mit Troy die Abholung von Heidi am Flughafen für Samstag fest gemacht. Und los ging es, mit der Reparatur des Steuerkabels!!!
Ich weiß nicht, wer eine Idee hat, wie man die Motoren steuert, d.h. vorwärts, rückwärts, schnell, langsam??? Das wird mit Steurknüppeln gemacht:

Von den Hebeln gehen je zwei Kabel ab zu den Motoren. Eines zum Getriebe und eins zur Einspritzung. Also insgesamt 4 Bowdenzüge (wie am Fahrrad an der Bremse). Nach Murphy geht natürlich immer das döfste Teil kaputt, hier das längste Kabel. Kennt man die genaue Länge, kann man einkaufen oder bestellen. Kennt man sie nicht, gilt es das Kabel ausbauen und messen. Leicht gesagt. Das Kabel geht vom Steuerstand runter in die hintere Gästekabine, dort hinter der Seitenwand zum Motorraum, von dort quer durch das Schiff zum rechten Motorraum und an die Einspritzung (ähnlich Vergaser). Also ans Ende ein Seil angebunden und das Kabel mit dem Seil um die Ecken gezirkelt und gezogen. Nach gut 3 Stunden (!) schweißtreibender Arbeit haben wir das Teil rausgebracht und ein Seil für die Montage des neuen Bowdenzugs eingeführt.
Hier in Nassau gibt es zwei gute Schiffsausrüster. Der zweite war die Offenbarung. Die gut gelaunte (Bahamas) und kompetente Dame hinter dem Tresen fragte: „wie lang?“ Ich mit dem gerissenen Bowdenzug in der Hand sage: „So long!“
Also das Ding im Laden auf dem Boden ausgerollt und die Dame misst mit ihren Füßen 30 Fuß, also ca. 10 m ab. Die passende Länge hatte sie überraschend vorrätig, genau zweimal. Jetzt nicht mehr😏. Wir haben beide aufgekauft. So eine Gelegenheit läßt man sich nicht entgehen!
Total glücklich über den unerwartet problemlosen Einkauf (180$/Stück) zogen wir ab. Aber den Einbau haben wir auf den nächsten Tag verschoben.
Der Einbau ging dank der Zugleine recht flott und früh morgens ist es ja auch noch kühl. Ein Probelauf ist erfolgreich und dann geht das Aufräumen und Saubermachen los.


Nach soviel Arbeit gab es zur Belohnung ein tolles Abendessen im Poop Deck. Dabei hatten wir einen netten Abend mit Hannes und Brigitta von der SY MariaNoa. Mit denen hatten wir vor Jahren einen kurzen Kontakt bzgl. Skippertraining. So sieht man sich wieder!😀
So, alles ist repariert, gesäubert und die Crew gestärkt, Heidi kann kommen, wir freuen uns schon sehr…🍀🌴