How to:  USA 🇺🇸 🗽 und ICW

Ja, wir sind etwas naiv von den Bahamas rüber in die USA nach Charleston SC gesegelt. Wir dachten, das wird schon irgendwie ähnlich wie in der Karibik oder in Europa funktionieren, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Aber da beginnt schon das erste Missverständnis: Möglichkeit bedeutet nicht Verfügbarkeit des Möglichen! Und die lieben Menschen denen wir begegnet sind, sehen so aus, als wären wir irgendwo in Europa, aber es sind fundamentale Unterschiede festzustellen. Und das macht ja so eine Reise auch aus. Ich liste mal ein paar Punkte auf, die entlang unserer Lernkurve lagen.

Das B1/B2 Visum ist i.d.R. Pflicht! Es gilt 10 Jahre. Rechtzeitig drum kümmern! Hatten wir glücklicherweise schon vor Corona erledigt.👍

Golfstrom: Der fließt wie jeder Fluß in einem gekrümmten Bett. In der Aussenkurve (also näher an der Küste) ist die Strömung wie immer am flottesten. Das kann man nutzen. ⛵👍 Über 10 kn SOG sind normal.

Einreise:  Das Procedere sollte man ernst nehmen und auf jeden Fall die gelbe Flagge hissen. Es gilt der Grundsatz, dass der Immigration Officer immer recht hat. Er entscheidet, ob und wie lange man in den USA bleiben darf. Also nicht irritieren!

CBP ROAM ist eine App der Custom Border Patrol. Diese gibt es im AppStore des Smartphones. Damit das gut klappt sollte man (Stand 2023) vorher das Handy auf Sprache Englisch einstellen! Die App funktioniert erst richtig im amerikanischen Hoheitsgebiet!

So sieht es nach erfolgreicher Einreise aus!

Ankunft: Kommt man im ersten Hafen an, muss man sich auf Kanal 16 melden und Custom und  Immigration Bescheid geben. Nicht von Bord gehen! Hat man Internet, ist jetzt auch Gelegenheit, die Ankunft über CBP ROAM zu melden. Es gibt dann eine Meldung in der App, dass der Vorgang bearbeitet wird.

I.d.R. kommt, wenn man zu normalen Bürozeiten ankommt, der Immigration Officer ans Boot oder man muss z.B in ein Büro der Marina kommen. Anweisungen befolgen! Das Einklarieren erfolgt höflich aber bestimmt. Man bekommt vom Custom eine Nummer (Cruising Permit) für die CBP ROAM App und das weitere Cruisen. Gültig für ein Jahr. Auch bekommt man i.d.R. für 6 Monate eine Aufenthaltserlaubnis. Der Pass wird normalerweise nicht gestempelt. Über das Internet I-94 eingeben. Dort erfährt man dann seinen Status.

Jetzt sind wir drin!👍😀🇺🇸🗽 Aber.

Was wir nicht wussten, man muss jeden neuen Ortswechsel zeitnah melden. Also Anker setzen und melden. Das geht mit der App easy. Es  kann auch per Telefon erfolgen. Aber die Liste der Telefonnummern ist lang und fehlerhaft. Häufig sind die Anschlüsse nicht besetzt oder der Officer ist genervt. Kann man verstehen. Mit der App geht das gut und einfach. Falls man sich mit dem Telefon anmeldet und erfolglos ist, hat man seine Pflicht erfüllt. Mit dem Anrufspeicher im Handy kann man das ggf. nachweisen. Wir hatten da so ein spezielles Erlebnis. . .

Aber generell gilt hier wie immer: freundlich und höflich bleiben hilft. Andere Cruiser sehen das mit dem Melden lockerer, manche hatten bei lockerer Handhabung Probleme (💲). Wir haben uns bemüht, den korrekten Weg zu gehen. Bei Ausreise mit längerer Abwesenheit (bei uns waren es 2 Monate) bekommt man bei der Einreise i.d.R. wieder 6 Monate Aufenthaltserlaubnis..

Ein Teil des ‚Great Loop‘ ©

ICW: wir sind den ICW von Norfolk bis Fort Lauderdale sehr ausgiebig gefahren. Es war toll und ein sehr eindrückliches Erlebnis. Fast unberührte Natur, Countryside und Riverside Villen. Sehr vielfältig. Mir hat der nördliche Teil am besten gefallen.

Die Brücken sind entweder Klapp-,  Schwenk- oder Fixbrücken. Sie haben meistens eine Durchfahrthöhe von 64 Fuss. Die aktuelle „Clearence“ ist an der Brücke durch Tafeln ersichtlich und kann deutlich schwanken. Ein guter Reiseführer ist hilfreich z.B. „Skipper Bob“ oder „Waterway Guide Atlantic ICW“  north und south sind unerlässlich.

Navionics (aktualisiert) auf dem Plotter und bei Nebel ein funktionierendes Radar sind sehr hilfreich. Der Tiefenmesser sollte kalibriert sein. Powerboats sind eine echte Herausforderung mit ihren Wellen. Überholvorgänge werden per Funk angefragt und meist mit der passenden Seite bestätigt. Überholen ohne Funkanfrage gilt als inkorrekt.

Die App ‚Aqua Map‘ ist sehr hilfreich. Hier gibt es detaillierte Infos zur realen Wassertiefe im ICW, zu den Brücken und guten Ankerplätzen sowie zu Marinas oder Tankstellen incl. Preisen. Damit kann man sehr gut planen. Wir sind 6 mal stecken geblieben. Da wir aber nicht rasen und der Grund schlammig ist, sind wir immer gut frei gekommen.😀

Ist auch auf den Bahamas sehr hilfreich
Rot sind Flachs!

Auf dem ICW ist Kanal 09 für die Kommunikation mit dem Bridge Master Pflicht. Es ist zwingend, sich an jeder beweglichen Brücke anzumelden. Häufig wird dann nach Daten zum Boot gefragt. “ XY bridge, this is sailing vessel Baradal, requesting next passage“ . . . Und schon geht es durch. Oft gibt es fixe Zeiten zur Öffnung der Brücken die man im Waterguide findet.

Laundry: Es gibt recht viele Coin Laundrys 🧺. Dazu sind Quarts, also 25 Cent Münzen nötig. Wechselautomaten gibt es in den meisten Laundrys. Viele Marinas haben solche Einrichtungen (neben Courtesy Cars😀). Die Maschinen sind meist gute Frontlader in unterschiedlichen Größen. Kosten zwischen 2$ und 4,5$. Trocknen kostet ca. 0,25$ für 6-10 Minuten. Google Maps und ein scharfes Auge helfen bei der Suche.

Ach ja: Google Maps ist oft erstaunlich unpräzise. So finden sich Geschäfte schon mal auf der „falschen“ Straßenseite oder die Position des Lockers stimmt um ein paar 100m nicht. Aber das Werkzeug ist trotzdem eine unschätzbare Hilfe.

Shopping:. In den USA gibt es, wie zu erwarten, so gut wie alles zu kaufen. Aber Elektrogeräte mit 230 Volt und 50 Hz wie in Europa gibt es i.d.R. nicht! Es gibt verschiedene Supermärkte (meist auch mit Medikamenten) und Hardware Stores (Baumarkt). Publix, Winn-Dixie, Harries Teeter, Walmart, CVS-Pharmacy, Home Depot, Do It Best, ACE sind nur einige Beispiele für die großen Ketten. Die Unterschiede in Qualität, Angebot, Services und Preis sind gewaltig. Da muss man sorgfältig prüfen. Wir haben kleine Läden mit bestem Sortiment und kompetenten Personal erlebt. Lebensmittel können krass von der Erwartung abweichen. Genaue Prüfung der Zutaten kann vor Überraschungen schützen. Billig ist hier nichts! 💰🤑

Aldi und LIDL sind hier zunehmend vertreten. Es lohnt sich. Für die Discounter als auch für uns. Die Ersparnis ist gewaltig. Gerne mal 25%!

Aldi Ft. Lauderdale
Halt different (ly)😂

Wir sind ja im „Homeland“ von Amazon. Das ist ein Segen. In den ländlichen Gegenden ist das oft die beste Möglichkeit spezielle Artikel, auch Bootszubehör zu bekommen. Neben der Lieferung an eine Marina gibt es die berühmten „Amazon Hubs“ und „Locker“. Locker sind Schließfächer wie bei uns die dhl- Packstation. Aber Achtung: Nach drei Tagen werden die nicht abgeholten Pakete zurück genommen. Hubs sind Lieferstationen, meist etwas runter gekommene Geschäfte, die auch sperrige Artikel annehmen. Zu finden sind die nächst gelegenen Hubs & Locker über Google Maps🗺️. Im Folgenden sieht man ja, dass wir Amazon reichlich genutzt haben.

Nähmaschine: unter Cruiser ist die Maschine von Sailrite berühmt. Sie ist eine Profimaschine und näht durch dickste Gewebe. Aber sie ist teuer und sehr schwer! Wir haben die Singer Heavy Duty gekauft und sind damit sehr zufrieden. Mit den passenden Nadeln und Garnen können wir damit alle unsere Näharbeiten erledigen.

©Michaels

Funke: In den USA gibt es Sonderkanäle auf denen das aktuelle Wetter, Prognosen und Warnungen gemeldet werden (Kanal 2, . . .) Auf Kanal 22a gibt die Coastguard gerne detaillierte Hinweise oder Warnungen. Wir haben dafür eine preiswerte Handfunke von Amazon mit USA Band gekauft und benutzt. Sehr empfehlenswert!

Die hat bei uns gut funktioniert

Ankern: ⚓ ist an sehr vielen Stellen problemlos möglich. Aber immer beachten, dass man das Fahrwasser frei hält. Es fahren auch nachts Schubverbände oder Fischer auf dem ICW, mit denen möchte man nicht diskutieren. Der Untergrund ist meist schlammig. Kette und Anker sehen entsprechend aus. Eine Möglichkeit zum Spülen macht Sinn. Das Wasser enthält Tannin, da es aus den Sümpfen gespeist wird und der Rumpf wird braun. Es gibt dafür gute Reinigungsmittel z.B. Oxalsäure. Schleusen sind selten aber recht simpel. Das Tragen der Rettungsweste ist dort manchmal Pflicht. Der ICW hat übrigens häufig  Strömung, da er über Inlets mit dem Atlantik verbunden ist. Beim Ankern beachten!

Wetter: Das hat uns doch sehr überrascht. Wir hatten nicht erwartet, wie kalt es auch im Frühjahr und Herbst werden kann. Wir kamen im Mai in Charleston an und haben zügig eine Dieselheizung nachgerüstet.

Lebensretter 😀

Selbst hier im Süden von Florida haben wir nachts jetzt 6⁰ C. Das ist nicht lustig ohne Heizung.  Wir hatten zeitweise kräftige Unwetter. Diese wurden über Warnmeldungen z.B. per Funk bekannt gegeben. Wir haben die Warnungen beherzigt.

Coastguard: Diese kontrolliert manchmal per Funkanruf oder persönlich per Boot, wer sich in ihrem Gebiet rumtreibt. Neben den Bootspapieren werden gerne die Anzahl an Schwimmwesten und das Logbuch überprüft. Alles sehr freundlich und korrekt.

Toilette:  Es ist verboten, Schwarzwasser oder Fäkalien in den ICW einzuleiten. Ein Tank ist Pflicht. Abpumpen ebenfalls. Wir hatten diesbezüglich keine Überprüfung erlebt.

Trinkwasser: ist in guter Qualität meist kostenlos an den Tankstellen per Schlauch beim Dieseltanken erhältlich.

Diesel:  Die Preise schwanken von Tag zu Tag und von Tankstelle zu Tankstelle erheblich. Da kann man kräftig sparen, wenn man sich umschaut.

Fender:  An Tankstellen und Marinas sind hier oft dicke Dalben vorgesetzt. Da muss man große Fenderbälle oder lange horizontale Fender oder Fenderbretter gebrauchen.

Bezahlen: Entgegen landläufiger Meinung hat Bargeld einen hohen Stellenwert. Busse und Laundry funktionieren nur mit Münzen oder kleinen Scheinen. Wir schauen, dass wir günstige 🏧 erwischen. Truist-Bank nahm teilweise 3,50$ oder war kostenfrei. Visa-Card hat sich als Kreditkarte bewährt. Wir nutzen DKB da sie gute Konditionen für Reisende bieten.

In den Restaurants werden immer Nettopreise ausgewiesen. I.d.R. kommen mindestens 15% Service und lokale Steuer drauf. Wir rechnen grob 30% zum ausgewiesenen Preis dazu. Es ist wirklich teuer!

Telefon:  Wir haben uns in Charleston eine Simkarte von ‚Google Fi‘ gekauft. Wir haben sie online bestellt, als Adresse die Maritime Center Marina in Charleston angegeben und eben dort die SIM-Karte anliefern lassen. Praktisch, da wir dort auch einklarierten.

Der Vorteil von Google Fi ist, dass diese Karte auch im Ausland einige Monate funktioniert. Der Tarif ist monatlich kündbar und anpassbar. Es hat uns erstaunt, wie häufig und großflächig keine Netzverbindung zustande kommt. Da denken wir ja immer, es wäre schlimm in good old Germany. Aber hier in den USA, kann das auf dem Land wirklich ein ernstes Problem sein. Ohne Wetterbericht ist das Cruisen nicht lustig…

Starlink: Wir haben deshalb „Starlink RV“ angeschafft. Damit haben wir jetzt jederzeit stabile Internetverbindung und sind per Telefon erreichbar. Die Anbindung ist simpel und flott. Im Blog habe ich dazu ja berichtet.

Chesapeake Bay: Da hatten wir irgendwie Pech. Kaum Wind aber Stechfliegen mitten auf der Bay! Beim Ankern am Rand war es aber immer erträglich. Mit dem richtigen Wind und Wetter muss es herrlich sein. Die Strömung durch die Tide hervorgerufen  bestimmt sehr stark den ‚Fahrplan’⛵

Baden: Wir hatten nicht erwartet, das der ICW und die Chesapeake Bay, außer an den Atlantikstränden und den Inlets, sehr trübes Wasser aufweisen. Nix für uns. Wir freuen uns schon wieder auf ein Bad in den Gewässern der Bahamas und Karibik.

Netzstrom: in USA gibt es 110V 60Hz. Das ist oft inkompatibel zu unseren 220 Volt Geräten. Wir haben bei Amazon einen preiswerten Trafo gekauft. Der setzt wahlweise von 110 nach 220 oder umgekehrt um. Es ist ein Eurosteckeradapter sinnvoll. Damit können wir jetzt amerikanische Werkzeuge mit unserem Bordstrom betreiben.

Damit kann man dann auch Starlink US and europäischen Steckdosen betreiben 😀

Falls noch Fragen offen sind, einfach per e-mail melden. ⛵📬

2 Kommentare zu „How to:  USA 🇺🇸 🗽 und ICW

  1. Hallo Uli, sehr schöner Bericht und eine sehr schöne Seite. Habe sie durch einen Link bei den Losseglern entdeckt. Beim Stöberen auf der Seite ist mir dann aufgefallen, dass Gesicht kennst du schon irgendwoher. Tatsächlich haben wir uns auf dem Seminar in Friedrichshafen kennengelernt, so klein ist die Welt. Vielleicht sieht man sich nochmal irgendwo. Wir starten wahrscheinlich nächstes Jahr Richtung Karibik, hängt noch von ein paar Kleinigkeiten ab.
    Deine Seite habe ich schon mal aboniert.
    Gruß Uwe von der Vitila

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    1. Hallo Uwe
      Jau, das Seminar hat mir viel Spass gemacht. Bin gespannt wie dir das Cruisen gefällt. Lass von dir hören🙂⛵

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