Jau, jetzt haben wir es geschafft. Lang hat’s gedauert. Covid hat den ursprünglichen Plan pulverisiert. Die gemeinsam geplante Tour mit Ulrike und Kay fiel aus und der Besuch bei Sabine und Hubert in der Chesapeake Bay konnte auch nicht realisiert werden. Aber jetzt sind wir auf dem Weg nach 🗽!

Ja, da hatte Zoltan den richtigen Riecher. Am Montag den 11.04. sind wir nach dem Ausklarieren zügig Anker auf. Wir hatten eine Prognose für relativ schwachen, aber aus der südlichen Richtung kommenden Wind. Dazu fast Vollmond die ganze Nacht durch und nach Durchzug der Kaltfront keine Gewitter zu befürchten. Also los!

Wir haben die Route so geplant, dass es direkt in einem Rutsch hoch nach Norden geht. Der Golfstrom soll uns unterstützen und schnell nach Charleston SC bringen.

Die Kunst soll sein, den maximal schnellen Verlauf des Golfstroms zu finden. Wir nehmen an, dass der Golfstrom sich wie alle Flüsse verhält und in der Aussenkurve am schnellsten strömt. Er tut uns den Gefallen und fließt genau so wie geplant! 🤭⛵


Nach kurzer Zeit wechseln wir auf den großen Gennaker. Das ist ein sehr großes Segel, welches leicht eingerollt werden kann, wenn der Wind mal zu stark werden sollte.

Es läuft gut, trotz noch deutlich quer laufender Strömung. Der Golfstrom saugt das Wasser wie in einer Düse an.


Am nächsten Morgen steigen wir in den Golfstrom ein. Boah, da geht was. Obwohl wir teilweise wirklich wenig Wind haben, geht es kräftig voran. Das ist aber auch tückisch. Wir brauchen min. 3 kn Fahrt durchs Wasser, damit unsere Baradal gut zu steuern ist. Ja und durch die Dünung des Atlantiks passiert es: wir stehen quer und fahren quer unkontrolliert nach Norden. Unter Segel haben wir bei dem schwachen Wind keine Möglichkeit wieder auf Fahrtrichtung zu kommen. Also schnell die Motoren an und das Boot beschleunigen und auf Kurs bringen. Puh, komisches Gefühl so als Spielball des mächtigen Stroms. Aber wir achten jetzt noch stärker darauf, dass wir evtl. etwas den Kurs anpassen damit das nicht noch einmal passiert.


Uns kommt der kräftige Strom ganz recht. Müssen wir den Weg bis Charleston doch bis Donnerstag schaffen. Für Freitag ist ein Wetterwechsel mit kaltem kräftigem Wind aus Nord, also gegenan, angesagt. Fies, das wollen wir nicht. Dann spielt der Wind nämlich auch mit dem Golfstrom und zaubert mächtige Wellen. Also Tempo machen und immer im Bereich maximaler Strömung bleiben. Wir haben in 24 h gut 198 nm geschafft nachdem wir in den ersten 24 h 147 nm geschafft hatten.

Aber das Cruisen kann auch sehr entspannt werden. Wind,Wellen und Strömung von hinten, da kann der Skipper entspannen.

Insgesamt haben wir in 74 h 466 nm geschafft, das entspricht 6,3 kn Durchschnittsgeschwindigkeit. Der letzte Tag war dann das Ausgleiten aus dem Golfstrom. Dabei muss man dann durch kräftige Gegenströmung segeln. Denn der Golfstrom erzeugt in Ufernähe einen deutlichen Gegenstrom. Es wurde also wirklich langsam am Ende der Tour.

Wir sind auch beim Cap Canaveral vorbei gekommen. War aber nix los. Kein Start und auch sonst außer merkwürdigen Funksprüchen der Coastguard keine fallenden Raketenteile.


Die Einfahrt in den Hafen war dann doch sehr besonders. Wir sind kurz vor Niedrigwasser angekommen und hatten irre Strömung gegen uns. Teilweise 5 kn. Da mussten die Motoren zeigen was sie können. In Schleichfahrt die lange Einfahrt entlang, dabei schön Abstand zu den großen Pötten halten und immer nach dem richtigen Weg Ausschau halten.







Ja, und nun sind wir hier. Das Wetter ist tatsächlich am nächsten Tag fies geworden mit üblem Wind. Also alles Dank Zoltans Planung super gelaufen! Durch die Tour waren wir ein paar Tage von der Nachrichtenflut abgeschnitten. Das tat gut. Leider konnten wir nicht feststellen, dass sich Lösungen im Ukrainekrieg abzeichnen. Schade.
Wir genießen im Moment die Möglichkeit, wieder richtig gute und preiswerte Supermärkte zu haben. Auch waren wir natürlich lecker Essen. Ich habe das beste Steak meines Lebens gegessen, war auch das bisher teuerste🤭.

Morgen kommt uns Kees für 2 Wochen besuchen und fährt mit uns weiter Richtung NewYork. Auch Günther von der Mon Rêve macht auf der Tour von Beaufort in den Süden hier Halt. Also alles gut. Passt auf euch auf.