
Uns geht es gut und wir sind froh und dankbar, dass wir recht weit von Europa weg sind. Nicht dass wir unsere Heimat nicht schätzen und lieben. Je weiter man rum kommt, desto mehr versteht man die Attraktivität von Europa. Aber der Abstand zu den furchtbaren Geschehnissen in der Ukraine ist wohltuend. Denn helfen können wir als Bürger nur bedingt (z.B. Spenden für Flüchtlingshilfe) und es erscheint mir aus der Ferne eine ungesunde Fiebrigkeit über Deutschland zu liegen. Diese hilft sicher nicht mit klarem Verstand die notwendigen Schritte zu erkennen und zu gehen. Aber möglicherweise sehe ich das aus der Ferne nicht richtig und möchte eh niemanden belehren oder bevormunden. Jeder hat sicher gute Gründe für seine Haltung. Hauptsache wir gehen respektvoll miteinander um…

Zur Einstimmung, ja wir haben nicht die ganze Zeit nur Strand- und Partyleben. Das Reparieren und Pflegen das Bootes und der Ausrüstung nimmt einen deutlichen Teil unserer Zeit in Anspruch. Wir, oder besser Cherie hält das alles im Logbuch fest. Und da steht ne Menge drin.
Ach ja, natürlich habe ich noch einen Fehler in meiner Installation der Lifepo4-Batterien gefunden. Das Zufuhrkabel zum DC2DC- Charger war nicht fest genug angeklemmt. Das erzeugte Übergangswiderstand und Hitze. Zu ahnen war es, da der Charger nur ca. 15A statt 30A Strom lieferte. Als es dann nachts bei Motorfahrt (nur dann läuft das Gerät) möffelte, habe ich es schnell abgeklemmt. Gestern habe ich den Fehler gefunden und behoben. Jetzt wird die Batterie durch den Motor ordentlich geladen und alles ist gut. Ich stehe aber mit meiner Fehlerbilanz noch deutlich besser da, als einige von „Profis“ erstellte Anlagen, die ich kennen lernen durfte.
So, jetzt aber! ⛵⚓⛱️🌈🍻🌎🏝️
Hogsty ist mittlerweile bei uns ein Gradmesser für schwierige Zustände an Bord geworden. Es war definitiv noch anstrengender als unsere Überfahrt ⛵ von Aruba zur DomRep..
Aber wir wurden dafür reichlich entschädigt.

Von Hogsty ging es ja früh morgens im ersten Morgenlicht nach Acklins Island zur Jamaica Bay. Dort hatten wir zwar kristallklares Wasser und türkisen Grund, aber das war nur mit Sand gepuderter Felsen. Oh jeh. Da hält kein Anker. Und es war ja schon 16:00 Uhr! Zum Glück hat sich unser Anker hinter einem Felsen verklemmt und mit aktivem Ankeralarm ( heult auf, wenn das Boot eine bestimmte Strecke bewegt wird) haben wir doch gut geschlafen. Kein Wunder, wir hatten es nötig .
Der nächste Tag fing gemütlich an. Die nächsten Tage waren schwache Winde um 3 Beaufort angesagt. Also haben wir nach ein paar Überlegungen den Plan von Zoltan übernommen, zwei Nachtfahrten bis zur Thompson Bay auf Long Island zu machen. Ruhiges Meer, seichte Brise, da ist Segeln in der Nacht auch wirklich schön.



Also den Anker um 18:00 Uhr auf und ab in die Nacht. Es ist bei mir immer eine Mischung aus Freude und Grusel. Wenn es dunkel wird, was kommt dann. Uralte Ängste kommen da hoch.😱 Aber sobald die Baradal fährt und die Nacht uns umfangen hat, kommt das Vertrauen in dieses so sichere Schiff. Entspannung und Freude über unsere Reise übernimmt.😊
Aber irgendwie ist nachts immer was los. Natürlich sind wir auf einmal im Fokus von vier großen Schiffen. Zwei Containerfrachter und ein großes Cruiser-Ship und eine kleine Megayacht. Auf OpenCPM (einer freien Navigationssoftware!) sieht man, das wird eng.



Wir haben immer Funk, AIS und Radar an. Besonders nachts staunt man, was da alles so passiert. Aber bisher haben uns alle Skipper der großen Pötte immer fair behandelt.
Nun, nach dieser spannenden Episode ging es ruhig weiter und wir näherten uns der Südspitze von Long Island. Die iCat war deutlich flotter unterwegs, mit Blister, oder so, hatten sie mehr Segelfläche und sind als Segler auch deutlich erfahrener in der Herangehensweise als wir.

Am South Point, auch Gordons Beach genannt, war es dann wieder so, dass der Anker über Felsen rutschte. Aber kein Problem, wir bleiben ja nur über Tag, schlafen aus, schwimmen etwas und machen uns nachts wieder vom Platze. Da reicht eine lange Kette und das Gewicht des Ankers allemal aus.

Die schöne Beachbar (Gordons) war leider verlassen. Ist halt Nachsaison.
Unser Plan: um 22:00 Uhr Anker auf und hoch gen Norden. Ziel im Morgengrauen am seichten Teil der Insel anzukommen und dann genau der empfohlenen Route zu folgen. Das Wasser ist hier wirklich nicht tief. Ein öffentliches Schwimmbad hat mehr zu bieten.

Das ist dann noch mal was für den Pulsschlag. Mit voller Besegelung, hoch am Wind durch 4 bis 2,5 Meter tiefes Wasser. Wir vertrauen auf Impfen und gute Seekarten. Und der Autopilot folgt extrem genau dem geplanten Weg. Ich könnte es von Hand nicht so genau!


Um es kurz zu machen (😂) das war herrlich. Teilweise mussten wir dann motoren, weil bei extremen Vorwindkursen (<35⁰ AWA) geht nix mehr. Aber bis dahin! Das ruhige Wasser macht aus dem kleinen Cruiser eine Rennziege. Unsere Baradal!😊⛵


Kurz vor Erreichen der Thompson Bay, ach du Schreck. Da ist ja ein ganzer Schwung anderer Segler auf dem Weg in die Bucht. Oh jeh, wird das eng???

Nee, am Ende wird alles gut! So auch dieses Mal. Tolle Bucht, toller Ankerplatz, ruhiges Wasser (nur der Generator vom Canadier brummt laut). Und eine nette Strandbar gibt es auch.
So, das war’s für heute. Am Wochenende soll Starkwind kommen. Hoffentlich haben alle gut geankert!
